Meldungen aus dem Landesverband Baden-Württemberg
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Warum wir erinnern

Theaterstück „Vergissmeinnicht“ beeindruckt Jung und Alt

Karlsruhe: 18.01.2024. Überwiegend Schülerinnen und Schüler aus Karlsruhe, Bruchsal und Ettlingen besuchten am gestrigen Vormittag die ausverkaufte Vorstellung des Theater Eurodistrict BAden ALsace im Sandkorntheater. Auch die Abendvorstellung war sehr gut besucht, dieses Mal waren es eher interessierte Einzelgäste. Auch eine Schulklasse aus Linkenheim-Hochstetten war dabei, die aufgrund ihres Engagements am Volkstrauertag von der Gemeinde zur Teilnahme an der Aufführung eingeladen wurde.

Das Theaterstück „Vergissmeinnicht“ wurde vom Bezirksverband Nordbaden im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. in Kooperation mit dem Sandkorntheater und dem Theater Eurodistrict BAden Alsace angeboten.

Familiengeschichte auf dem Dachboden

Die Geschwister Camille und Lucas sollen den Dachboden ihres Elternhauses im Elsass ausräumen. Wenig motiviert machen sie sich an die Arbeit, doch als sie in den verstaubten Kartons Dokumente und Zeugnisse ihrer deutsch-französischen Familiengeschichte des letzten Jahrhunderts entdecken, ist ihre Neugierde geweckt. Besonders über die Generation ihrer Urgroßeltern kommt da Überraschendes zu Tage und lässt sich nur mit einigem detektivischem Geschick zu einem Gesamtbild zusammenpuzzeln. Camille, die Geschichte studiert, kann einiges an Wissen beitragen, um die Fundstücke einzuordnen und die Lebensgeschichten zumindest teilweise zu rekonstruieren. Nach und nach stöbern die Geschwister bis dahin gut verborgene Familiengeheimnisse auf. So ist auch ihre Mutter gezwungen, sich den Brüchen ihrer Familiengeschichte zu stellen. Nicht nur die deutsch-französischen Beziehungen während des Zweiten Weltkrieges werden beleuchtet, sondern auch beispielhafte Schicksale von Menschen, wie sie auf der Kriegsgräberstätte des Volksbundes in Niederbronn-les-Bains ihren letzten Frieden fanden.

Warum wir erinnern

Anhand dieser Biografien wird die Situation der elsässischen Generation zur Zeit des Nationalsozialismus vorgestellt: Manche Männer wurden in die deutsche Wehrmacht zwangsrekrutiert, kämpften gegen die sowjetische Armee, liefen zum Teil zu diesen über, um dann später in sowjetischen Lagern getötet zu werden. Andere flüchteten nach Frankreich, andere kämpften voller ideologischer Überzeugung bei den deutschen Truppen. Diese verschiedenen Lebensläufe haben in dem Stück Auswirkung auf die aktuelle Familie: Während die beiden Jugendlichen sich mit der familiären Vergangenheit befassen wollen, lehnt ihre Mutter diese Auseinandersetzung zu Beginn des Stückes ab. Damit übernimmt sie auch Muster aus der vorangegangenen Genration. Das Erinnern schmerzt sie zu sehr. Es wird immer wieder die Frage gestellt, warum sich die Familie an die aus heutiger Sicht schwer erträglichen Gedanken und Ideologien ihrer Vorfahren erinnern sollen. Das Stück wird von der Frage getragen, warum wir uns heute erinnern sollten. Die Antwort auf diese Frage geben die Protagonisten in einem sehr emotionalen Lied zum Ende der Aufführung: Nur wenn wir erinnern, haben wir die Chance, in der Vergangenheit begangene Fehler in der Gegenwart und Zukunft zu vermeiden. Zu diesem Liedvortrag werden Luftaufnahmen verschiedener vom Volksbund getragenen Kriegsgräberstätten mit den schier unendlichen Gräberreihen mit Kriegstoten auf die Leinwand projiziert.

Begeisterung und Betroffenheit

Das Publikum war begeistert von der sehr gelungen Darstellung der Thematik, wobei auch Betroffenheit und Tränen bei Einzelnen im Zuschauerraum zu beobachten war. Besucherinnen und Besucher bedankten sich bei dem Ensemble und dem Veranstalter für die eindrucksvolle deutsch-französische Geschichtsstunde.

Regie führte Diana Zöller, Autor des von der Jugendbegegnungsstätte des Volksbundes „Centre Albert Schweitzer“ in Niederbonn les Bains ist Gabriel Schoettel.

Am Freitag, 19.01.24, fand die französischsprachige Aufführung um 19:00 Uhr im Sandkorntheater statt.

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