Meldungen aus dem Landesverband Baden-Württemberg
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"Man muss es gesehen haben, um es zu verstehen!"

70 Jahre Jugend- und Bildungsarbeit im Volksbund „Gemeinsam für den Frieden“ - Jubiläumsveranstaltung im Kulturhaus im Bürgerpark Tuttlingen

 

Landesvorsitzender Guido Wolf MdL mit einer Teilnehmerin des Workcamps

25 Jugendliche aus 10 Nationen waren in diesem Sommer zu Gast in Villingen-Schwenningen. Vom 8. bis 22. August 2023 fand die internationale Jugendbegegnung des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V., Landesverband Baden-Württemberg, statt. Die Teilnehmenden aus Polen, Bulgarien, Italien, Ungarn, Deutschland, Rumänien, Frankreich, Kasachstan und der Türkei arbeiten an den Gräbern der Kriegstoten des letzten Jahrhunderts, um diese als Mahnmale für den Frieden zu erhalten und ein Zeichen zu setzen.

Während der zwei Wochen arbeiteten die Jugendlichen an den Gräbern der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft auf dem Waldfriedhof in Schwenningen und dem Friedhof im Bürgerpark in Tuttlingen. Dabei setzten sie sich mit dem Schicksal der Kriegstoten des Ersten und Zweiten Weltkrieges auseinander. Durch ihr persönliches Engagement leisteten die Teilnehmenden einen wichtigen Beitrag gegen das Vergessen und für ein friedliches Miteinander in Europa.

Im Rahmen des Bildungsprogramms haben die Jugendlichen sowohl die KZ-Gedenkstätte in Bisingen wie auch die KZ-Gedenkstätte Überlinger Stollen besucht und sich mit dem Schicksal der Fremdarbeiter in der Region in der Zeit des Nationalsozialismus beschäftigten. In Workshops und Seminaren erarbeiteten die Teilnehmenden eigenständig Themen, tauschten sich aus und beschäftigten sich ausgehend von der Vergangenheit mit der Zukunft Europas.

Das internationale Projekt stand ganz im Zeichen der Begegnung. Bei einem „Nationenabend“ stellten die Teilnehmenden ihre Länder und ihre Kultur aus ihrer ganz persönlichen Perspektive einander vor. In der gemeinsamen Freizeit und der Zeit in der Gruppe lernten sie die kulturelle Vielfalt Europas kennen. Auf dem Freizeitprogramm standen Exkursionen zum Europaparlament nach Straßburg, nach Konstanz und Überlingen, in den Schwarzwald und nach Tübingen. Gemeinsam haben die jungen Menschen den Sommer bei Gruppenaktivitäten in der internationalen Gemeinschaft genossen. 

Am 19. August fand die Abschlussveranstaltung am Kulturhaus im Bürgerpark in Tuttlingen statt. Es war gleichzeitig eine Jubiläumsveranstaltung zu 70 Jahre Jugendarbeit im Volksbund. Was vor 70 Jahren als „Jugendlager“ im belgischen Lommel begann, ist heute eine Kernaufgabe des Volksbundes. In den jährlich stattfindenden Workcamps und Jugendbegegnungen, den vier Jugendbegegnungs- und Bildungsstätten in Deutschland und im europäischen Ausland sowie in der schulische Bildungsarbeit wird die Auseinandersetzung junger Menschen mit den Folgen der Kriege des letzten Jahrhunderts gefördert. Kriegsgräberstätten spielen dabei eine zentrale und wichtige Rolle: Sie sind Lernorte und Ausgangspunkt für historisch-politische Bildung, interkulturelles Lernen und internationalen Austausch.

Der Vorsitzende des Volksbund Landesverbandes, Guido Wolf MdL, betonte in seiner Rede, dass der Blick in die Vergangenheit auch das Bewusstsein für die Bedeutung von Frieden, Demokratie und Menschenrechten in der aktuellen Zeit schärfe. Bei der Veranstaltung trugen die Jugendlichen vor ca. 50 Gästen vor, was sie in der gemeinsamen Zeit erlebt und gelernt haben und was sie mitnehmen. „Wir setzen uns für den Frieden in unseren Ländern ein und wollen eine bessere Zukunft zusammen aufbauen“ – betonte Daniel aus Bulgarien. Unter dem Slogan des Volksbundes zu 70 Jahre Jugendarbeit „Courage counts“ wollen sie europaweit Haltung zeigen und setzen sich gegen Intoleranz, Hass und Gewalt ein.

Was das Besondere an dem Lernort Kriegsgräberstätte ist, legte Dr. Matthias Wider aus dem pädagogischen Arbeitskreis des Landesverbandes bildhaft dar und zitierte eine einfache, zugleich vielsagende Antwort auf diese Frage, die ihm einer seiner Schüler vor Jahren gab: „Man muss es gesehen haben, um es zu verstehen“.

Hier die Links zur Berichterstattung in den Medien:

Kriegsgräber-Jugendcamp in Kriegszeiten - Beispiel Baden-Württemberg (deutschlandfunk.de)

https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/friedrichshafen/jugendliche-besuchen-ehemaligen-kz-stollen-in-ueberlingen-100.html