Meldungen aus dem Landesverband Baden-Württemberg
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Lernort Friedhof - Gegen das Vergessen

Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge bietet Schulen und anderen Bildungsträgern friedenspädagogische Projekte auf lokaler Ebene

Foto: "Auf dem Calwer Friedhof entdecken Klaus Mack und Eva Masurowski viel Geschichte, die sich bis heute auswirkt." Quelle: Büro Mack

„Der Wert der Erinnerungsarbeit ist unermesslich!“

CDU-Bundestagsabgeordneter Klaus Mack

Kreis Calw/Calw. 22 Jahre alt ist der Gefreite Adolf Lutz, als er 1915 im Ersten Weltkrieg fällt. Sein Vater, Mehlhändler in Calw, sorgt dafür, dass er in der Heimat seine letzte Ruhe findet. Eine schlichte Steinplatte auf dem Calwer Friedhof erinnert heute an den jungen Kriegsfreiwilligen. Insgesamt 52 Soldaten der beiden Weltkriege sind dort begraben. So auch Friedrich Ungerer. Sechs Jahre nach seiner Konfirmation stirbt er im Krieg. Von den 43 Konfirmanden überleben elf nicht, drei gelten als vermisst. 

Biografie orientierter Ansatz

Mit solch biografischen Daten verleiht Eva Masurowski der Brutalität des Kriegs ein Gesicht. Die Bildungsreferentin beim Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge besucht mit Schulklassen Friedhöfe in der Region. Zusammen befassen sie sich mit den Schicksalen der Toten. „Weil die Verstorbenen altersmäßig Brüder oder Väter der Schüler sein könnten, bekommen sie ein ganz direktes Verständnis für den Krieg. Es beginnt ein Nachdenken darüber, wie das eigene Leben damals verlaufen wäre.“ Ein Nachdenken auch über Gewalt im Allgemeinen, über Demokratie, über Menschenrechte und gegenseitige Toleranz. „Es gibt immer weniger Zeitzeugen, die über die schrecklichen Ereignisse der Weltkriege berichten können. Die Beschäftigung mit den Kriegsgräbern ist daher von unermesslichem Wert für die Erinnerungsarbeit. Was der Volksbund dabei leistet, ist enorm. Durch die Pflege der Gräber erhalten die Kriegstoten eine würdige Ruhestätte, die den nachfolgenden Generationen wiederum Mahnung für ein friedliches Miteinander sind“, sagt der CDU-Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Calw/Freudenstadt, Klaus Mack, beim Besuch des Calwer Friedhofs. Gerade aktuell mit dem Krieg in der Ukraine und dem Gazastreifen sowie einer zunehmenden Radikalisierung sei es wichtiger denn je, Feindbilder zu hinterfragen, sagt Mack: „Gewalt und Hass lösen Konflikte nicht, sie verstärken sie.“

Bildungsarbeit

Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge unterstützt Schulen und freie Bildungsträger mit Unterrichtsmaterial, Ausstellungen und internationalen Jugendwettbewerben. Es gibt Fortbildungen für Lehrkräfte zur Friedenspädagogik und Projekte mit Jugendlichen. In Calw kann Masurowski bei ihrer Arbeit auf ein gut geführtes, digitales Stadtarchiv zurückgreifen. „Das hilft, um anhand von Traueranzeigen, Feldpost und Tagebüchern die Alltagsgeschichte im Krieg zu begreifen“, sagt die Bildungsreferentin. Gerne will sie das pädagogische Angebot ausweiten. Die Arbeit des Volksbunds im Ausland wird vom Auswärtigen Amt finanziert, für die Projekte im Inland bedarf es an Mitgliedsbeiträgen und Spenden.

Mehr Informationen zur Arbeit des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge gibt es im Internet unter www.volksbund.de. Dort finden sich Kontaktdaten zu den lokalen Ansprechpartnern der Jugendbildungsprojekte.

Text: Büro Mack