Meldungen aus dem Landesverband Baden-Württemberg
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Reservisten wurden fürs Sammeln für den Volksbund ausgezeichnet

Menschliche Überreste sollten nicht wie Müll behandelt werden

Axel Fischer vom Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge (l.) hat Joachim Bösenecker (2. v. l.) und einige Kameraden ausgezeichnet. Foto: A. Pawelka

Epfenbach. (jou) Die Männer der Reservistenkameradschaft sind an diesem Nachmittag gut gelaunt. Im „Rössl“ scherzen sie in breitem Dialekt über Urlaubsziele und loben das, was die Frauen gerichtet haben. Es gibt Bier, Kuchen und Kaffee. Grund für das Zusammentreffen der Männer, die zum Großteil schon in Rente sind, ist die Auszeichnung einiger Kameraden, die für den Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge Geld gesammelt haben oder Förderer des Vereins sind.

Einer von ihnen ist Bürgermeister Joachim Bösenecker, der sichtlich Spaß hat bei diesem Termin und über beide Ohren strahlt. Er kennt die Kameraden, die aus Epfenbach und der Umgebung kommen, seit seiner Jugend. In den 1980er-Jahren sei er mit einigen von ihnen schon „durchs Gelände gerannt“, erzählt er.

In seiner Rede berichtet Bösenecker wie er zu den Reservisten kam. Er sei hier unter Freunden, daher brauche er kein Skript, sagt er zu den Kameraden und beginnt zu erzählen: Sein Großvater habe im Krieg gekämpft und sei traumatisiert zurückgekommen. Wenn Bösenecker und seine Brüder zu laut waren, habe sich der Großvater auf den Kopf gehauen und getanzt. „Ich weiß es, wie wenn es gestern gewesen wäre.“ Heute sagt er: „Frieden schaffen ja, aber es geht nicht ohne Waffen und ohne Soldaten und Reservisten.“

Also hat er sich bei den Reservisten gemeldet und wurde Leutnant. Hätte er in den Krieg gemusst, hätte er im „Artilleristischen Fernkampf“ an der Front gekämpft. Man sagte ihm, dass er im Kampf kaum ein Überlebenschance haben werde. „Ich habe gedacht, wenn wir mal draufgehen sollten, will ich, dass sich wer kümmert“, erklärt Bösenecker seinen Entschluss, dem Volksbund beizutreten. Er habe nicht gewollt, dass seine Überreste auf dem Müll landen. Er sagt aber auch: „Wir haben reines Glück gehabt, dass wir nicht eingezogen und totgeschossen wurden.“

Seit 1968 gibt es die Reservistenkameradschaft im Dorf. Damals waren sie elf Männer, doch der Personenkreis wuchs. Man nahm an Vergleichskämpfen teil, übte schießen, und die Männer machten auch Fortbildungen, erklärt Hansjörg Treibel, der Vorsitzende der Reservistenkameradschaft Epfenbach, bevor er vom ersten Militärkonzert berichtet – es war nicht das einzige, das die Kameraden veranstalteten. Der Erlös ging an das Rote Kreuz. Irgendwann haben die Männer dann auch beim Volkswandern mitgemacht, später dann „den Breitensport nach Epfenbach gebracht“, weil man am Volksschwimmen und Volksradfahren teilnahm. Mittlerweile haben sich die Kameraden mehr aufs Sammeln von Geld für die Kriegsgräberfürsorge konzentriert. Deswegen war auch Axel Fischer, der Vorstand des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge, zu Besuch. Er ehrte Herbert Angst, Berthold Szobotka, Andreas Ernst, Konrad Hafner, Klaus Schaaf sowie Treibel und Bösenecker.

Fischer, der als „Epfenbacher Jung’“ angekündigt wurde, bekam zuvor noch eine Führung durch den Ort. Dabei erinnerte er sich an die alten Zeiten. Denn Fischer war als Kind oft bei Verwandten im Dorf. „Krieg ist eine absolute Katastrophe“, sagte er in seiner Rede. Man brauche allerdings Waffen zur Abschreckung. „Man muss auch wehrhaft sein“, war seine Begründung. Die Kameraden könnten stolz auf sich sein, denn sie leisteten einen Dienst für den Frieden.

Text: Hansjörg Treibel