Schon der Name klang motivierend, Monte Cassino in Süditalien. Bereits zum sechsten Mal waren 10 Senioren von verschiedenen Feuerwehren aus dem Landkreis Biberach zu einer deutschen Kriegsgräberstätte aufgebrochen, um dort Pflege- und Instandsetzungsarbeiten durchzuführen. Dieses Mal war der deutsche Soldatenfriedhof Monte Cassino, 130 Kilometer südlich von Rom, das Ziel des Arbeitseinsatzes.
Die Pflege der deutschen Kriegsgräberstätten im Ausland übernehmen traditionell Soldaten und Reservisten der Bundeswehr, mitunter auch Angehörige des Technischen Hilfswerks, und Jugendgruppen verbinden ihre Arbeit auf den Soldatenfriedhöfen mit Treffen ausländischer Jugendlicher. Bereits vor der Coronapandemie haben sich ehemalige aktive Feuerwehrangehörige aus dem Kreis Biberach als einzige Feuerwehrgruppe bundesweit von der Sinnhaftigkeit dieser Arbeiten, die vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge vorbereitet und koordiniert werden, überzeugen lassen. Anfang Mai sind sie für zwei Wochen nach Süditalien gefahren, in eine Landschaft, die eine wechselvolle Geschichte erlebt hat. Im Jahre 529 n.Chr. gründete dort Benedikt von Nursia das heute weltbekannte Benediktinerkloster Monte Cassino, das schon wenige Jahrhunderte später im Zuge der Völkerwanderung zerstört wurde. Dieses Schicksal erlitt die Abtei noch zwei weitere Male, zuletzt im Februar 1944, als die amerikanische Luftwaffe Monte Cassino das Kloster zerstörte. Damals tobten im 2. Weltkrieg erbitterte Schlachten in Süd- und Mittelitalien, als die Alliierten nach der Landung in Sizilien über diese gebirgige und von Flüssen und Sümpfen durchzogene Landschaft nach Norden Richtung Rom vorrückten. Gerade der Klosterberg, der Monte Cassino, bildete auf Grund seiner exponierten Lage eine der Schlüsselstellungen der so genannten „Gustavlinie“, die von den deutschen Truppen quer durch Mittelitalien errichtet wurden, um den Vormarsch der alliierten Truppen durch das verkehrsgünstige Lirital zu kontrollieren und aufzuhalten. Nach vier verlustreichen Schlachten konnten im Mai 1944 die aus zahlreichen Nationalitäten bestehenden alliierten Verbände die deutschen Verteidigungslinien überwinden.
Auf der Kriegsgräberstätte Monte Cassino, die terrassen- und ellipsenförmig an einem Berghang nahe der Stadt Cassino angelegt wurde, sind 20 057 deutsche Soldaten bestattet. Die Steinkreuze mit den Namen der Gefallenen stehen auf großzügig angelegten Rasenflächen, die mit Pinien und Zypressen bepflanzt und mit hohen Natursteinmauern abgetrennt sind. Die Arbeiten auf dem weitläufigen Gelände warn zwar nicht schwierig jedoch umfangreich, konnten aber durch die perfekte Vorbereitung zusammen mit den Verantwortlichen des Volksbundes und der guten Zusammenarbeit mit dem Friedhofspersonal vollständig erledigt werden. Auch das Wetter spielte mit und der bestens ausgestattete Maschinenpark am Friedhof unterstützte die Pflegearbeiten. Schon allein das Mähen der vielen Rasenflächen und das Freischneiden der Steinkreuze mit den Namen der Gefallenen erforderten enorm viel Zeitaufwand. Die scheinbar endlos langen Wege und Treppen auf der Friedhofsanlage waren teilweise von Unkraut überwachsen, da leistete der maschinelle Einsatz ganze Arbeit. Vereinte Kräfte und viel Handarbeit waren notwendig, um das üppig gewachsene Unkraut aus den Steinfugen der bogenförmig angeordneten Steinmauern zu rupfen. Nur das ehemals eingepflanzte Farn sollte bleiben. Die Hanglage des Friedhofs erfordert eine gute Ableitung des Regenwassers, deshalb wurde auch die Reinigung der Abwasserkanäle vorgenommen. Die gründliche Durchforstung der Hanglage im Eingangsbereich erwies sich als notwendig, ebenso die Reinigung der bemoosten Treppen und der Boden der teilweise offenen Eingangshalle. Die Decke dieser Halle, in der sich die Skulptur „Trauer und Trost“ befindet, erhielt einen neuen Anstrich, nachdem verschiedene Stellen neu verspachtelt werden mussten. Auch die hölzerne symbolische Darstellung der „Flamme des Friedens“ war durch die Witterungseinflüsse arg in die Jahre gekommen, sie erhielt nach gründlichem Abschleifen einen neuen und wetterbeständigen Lackanstrich. Und schließlich gebot es die Tradition der Gruppe, eine Sitzbank, die zu Hause eigens erstellt und mit einer Gravur versehen, vor Ort montiert und an einem geeigneten Platz aufgestellt wurde.
Den Abschluss des Arbeitseinsatzes bildete die Gedenkfeier am Hochkreuz der Kriegsgräberstätte. Neben Nancy Menegoni, sie ist die Ansprechpartnerin des Volksbundes in Italien, und dem Friedhofspersonal waren auch der Kommandeur und sein Stellvertreter des in Cassino stationierten Artillerieregiments „Bondone“ anwesend. In der dortigen Kaserne war die Gruppe während ihres vierzehntägigen Aufenthalts untergebracht. Auch Pfarrer Michael Joser, gebürtig aus Dettingen an der Iller und seit 41 Jahren in einer Pfarrei nahe Rom tätig, freute sich über die Einladung und die schwäbischen Sätze aus der Heimat. Alfons Christ (Feuerwehr Schwendi) erinnerte in seiner Ansprache, die von Nancy Menegoni ins Italienische übersetzt wurde, an das erbitterte Kriegsgeschehen am Monte Cassino vor 81 Jahren, wo eine der längsten Schlachten des 2. Weltkriegs stattfand. Er erinnerte an die zahllosen jungen Soldaten, deren Namen auf den Steinkreuzen stehen und sinnlos ihrer Jugend beraubt wurden. Christ wörtlich: „Der hohe Blutzoll, der hier gefordert wurde, macht Monte Cassino zu einem Mahnmal für die Sinnlosigkeit des Krieges. Die zahllosen Gräber sind stille Zeugen der Opfer, die für Macht, Rassenwahn, verbrecherische Ideologie und territoriale Gewinne gebracht wurden. Sie erinnern daran, dass kriegerische Auseinandersetzungen keine Lösungen sind, und dass alle Konflikte, auch wenn sie militärische Erfolge bringen, immer mit großen menschlichen und materiellen Opfern verbunden sind“. Da die Gedenkfeier genau am 80. Jahrestag des Kriegsendes stattfand, solle der Arbeitseinsatz ein Beitrag zur Versöhnung der Völker sein, in diesem Ansinnen seien auch die Feuerwehrsenioren nach Italien gekommen, betonte Christ. Ein kleiner, jedoch ein sinnvoller Beitrag für die Verständigung der einst verfeindeten Nationen. Eine Kranzniederlegung und das Lied vom „Guten Kameraden“ rundeten die eindrucksvolle Feier ab, an die sich ein Stehempfang mit Übergabe von Gastgeschenken anschloss.
Auch der kulturelle Teil kam nicht zu kurz: Ein Besuch der Ruinenstadt Pompeji, eine Führung durch das Kloster Monte Cassino und eine Fahrt ans Meer bereicherte den Kriegsgräbereinsatz. In der Stadt Gaeta wurde die Gruppe von der örtlichen Feuerwehr zu einer Besichtigung der Feuerwache und des dort stationierten Feuerlöschboots eingeladen. Der sichtlich erfreute Kommandant selbst nahm sich dafür Zeit. Zum weiteren Programm gehörte auch der Besuch des Commonwealth-Friedhofs mit den zahlreichen Toten der verschiedensten Nationalitäten und der Friedhof der polnischen Gefallenen, die am Fuß des Klosters bestattet sind, und die als erste das zerbombte Kloster erobert hatten. Auf der Deutschen Kriegsgräberstätte Pomezia bei Rom wurde sogar ein Grab eines Angehörigen aus der Gruppe gefunden. So rundete auch das kulturelle Programm den Aufenthalt in Süditalien ab, den die Feuerwehrsenioren neben der eigentlichen Arbeit als persönliche Bereicherung und auch als Beitrag zur besseren Verständigung mit unseren europäischen Nachbarn sahen. Und am Ende waren sich alle einig: Diese Arbeitseinsätze werden fortgeführt.
In der Diashow unter dem Text finden Sie tolle Eindrücke von dem Arbeitseinsatz.
Text: Alfons Christ, Feuerwehr Schwendi