Projekte aus dem Landesverband
Projekte aus dem Landesverband

Angebote zur zeitgemäßen Gestaltung des Volkstrauertages

Die Materialien wurden in Zusammenarbeit mit dem Regierungspräsidium Stuttgart entwickelt

Ideen für den Umgang mit diesem Material (Material 1 und 2.1-2.4):

 

Geschichte des Volkstrauertags

1: Der Volkstrauertag wurde durch den 1919 gegründeten Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. auf Vorschlag seines bayerischen Landesverbandes zum Gedenken an die Kriegstoten des Ersten Weltkrieges eingeführt. Nicht "befohlene" Trauer war das Motiv, sondern das Setzen eines nicht übersehbaren Zeichens der Solidarität derjenigen, die keinen Verlust zu beklagen hatten, mit den Hinterbliebenen der Gefallenen.

Die erste offizielle Feierstunde fand 1922 im Deutschen Reichstag in Berlin statt. Der damalige Reichstagspräsident Paul Löbe hielt eine im In- und Ausland vielbeachtete Rede, in der er einer feindseligen Umwelt den Gedanken an Versöhnung und Verständigung gegenüberstellte. Ein Komitee, dem von den großen Glaubensgemeinschaften bis zum jüdischen Frauenbund vielerlei Verbände angehörten, erreichte unter Federführung des Volksbundes, dass der Volkstrauertag in den meisten Ländern des Reiches gemeinsam, nämlich am Sonntag Reminiscere, dem fünften Sonntag vor Ostern, begangen wurde.

1934 bestimmten die nationalsozialistischen Machthaber durch ein Gesetz den Volkstrauertag zum Staatsfeiertag und benannten ihn "Heldengedenktag". Die Träger waren bis 1945 die Wehrmacht und die NSDAP. Die Richtlinien über Inhalt und Ausführung erließ der Reichspropagandaminister. Nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland wurde der Volkstrauertag erneut vom Volksbund eingeführt und 1950 erstmals neben vielen regionalen Veranstaltungen mit einer Feierstunde im Plenarsaal des Deutschen Bundestages begangen.

Nach einer Übereinkunft zwischen der Bundesregierung, den Ländern und den großen Glaubensgemeinschaften wurde der Termin auf den vorletzten Sonntag im Kirchenjahr (evangelisch) bzw. den 33. Sonntag im Jahreskreis (katholisch) verlegt. Durch Landesgesetze ist der Tag geschützt. Mit zunehmendem Abstand zum Ende der beiden Weltkriege wird der Volkstrauertag mehr und mehr zu einem Tag der Mahnung zu Versöhnung, Verständigung und Frieden.

Der Volksbund betreut heute im Auftrag der Bundesregierung die Gräber von etwa 2,6 Millionen Kriegstoten auf 832 Kriegsgräberstätten in 45 Staaten. Er wird dabei unterstützt von mehr als einer Million Mitgliedern und Förderern sowie der Bundesregierung. Das Leitwort ist: Versöhnung über den Gräbern - Arbeit für den Frieden.

Mögliche Ansatzpunkte zur Beschäftigung mit dem Volkstrauertag

2.1 Über die Gräbersuche online (http://www.volksbund.de/graebersuche.html) können die SchülerInnen herausfinden, wo die Toten der Weltkriege und der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Ansatzpunkte für die Recherche können (die eigenen) Nachnamen, Geburtsorte oder auch Gedenktafeln bzw. Mahnmale mit den Namen von Kriegsopfern sein. Ziel der Recherche ist es, über die intensive Auseinandersetzung mit Einzelbiographien der anonymen Zahl von 55 Mio. Toten während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und des Zweiten Weltkriegs näher zu kommen und einen Bezug zur eigenen bzw. regionalen Geschichte herzustellen.
Zur Gräbersuche online stellt der Volksbund eine pädagogische Handreichung zur Verfügung, die beim Landesverband Baden-Württemberg angefordert oder im Internet heruntergeladen werden kann:

2.2 Eine weitere Möglichkeit stellt die Suche nach Zeugnissen der Zeit dar. Über die lokale Presse kann z.B. ein Aufruf an die Bevölkerung gestartet werden, diese Zeugnisse, sprich Briefe, Fotos, Erinnerungsstücke,... für die Projektarbeit zur Verfügung zu stellen. Anhand dieser Dokumente können Biographien und Schicksale einzelner Kriegstoter sowie regionalgeschichtliche Aspekte erarbeitet werden.

2.3 In vielen Gemeinden gibt es Denkmäler, die in irgendeiner Form an die beiden Weltkriege erinnern. Darauf greift das Projekt „Denkmal vor Ort“ zurück. Ziel ist es dabei, sich einem örtlichen Denkmal und damit der Geschichte der Region anzunähern, diese aktiv zu erkunden und kritisch zu hinterfragen. Geschichte wird dabei im eigenen Lebensbereich und im alltäglichen Bewusstsein erfahrbar und reflektierbar. Die Zusammenarbeit mit lokalen Archiven, Geschichtsvereinen, o.ä. ermöglicht Recherchen z.B. zur Entstehungsgeschichte eines Denkmals, und bietet damit vielfältige regionalgeschichtliche Ansatzpunkte. Auch die Gräbersuche online kann in das Projekt „Denkmal vor Ort“ integriert werden. Die Ergebnisse können schließlich in eine Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag eingebracht und präsentiert werden.

2.4 In der Handreichung „Trauer, Erinnerung, Mahnung“ - Grundlagen und Materialien für einen zeitgemäßen Volkstrauertag, S. 29f. und „Erinnerung, Gedenken, Hoffnung…am Volkstrauertag“ werden organisatorische, methodische und inhaltliche Anregungen zur Vorbereitung eines Projekts zum Volkstrauertag gemacht.