Meldungen aus dem Landesverband Baden-Württemberg
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Lektüre zum Nachdenken - eine nachdenkliche Lektüre

Dr. Adolf Vees - ehrenamtlicher Mitarbeiter des Volksbundes - gibt Buch zu Gedanken des Totengedenkens heraus.

Buchcover/ Dr. Adolf Vees

Dr. Adolf Vees hatte über lange Jahre die Haus- und Straßensammlung in Hechingen für den Volksbund geleitet. Bis heute spricht er am Volkstrauertag. Vielfältig interessiert und engagiert hat er zum Wiederaufbau der Synagoge in Hechingen beigetragen, setzt sich mit der Heimatgeschichte auseinander und verkörpert bürgerschaftliches Engagement.

Nun hat er ein sehr interessantes Buch herausgebracht, welches wir an dieser Stelle gerne vorstellen:

Doch uns ist gegeben auf keiner Stätte ruhn.

Von Adolf Vees.

Neuerscheinung November 2021.

Zum Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewalt, an die Vertriebenen und Flüchtlinge in den Weltkriegen und in unseren Tagen – eine Not, die kein Ende zu haben scheint. Ein Buch, das sich nicht leicht liest.

In kleinen Kurzgeschichten zeichnet der Autor Schicksale, die vergangen schienen. Doch sie nehmen uns gefangen. Was war, wird gegenwärtig. Schüler und Studenten, Lehrlinge, junge Väter sterben in Kugelhagel und Granatfeuer. Jüdische Menschen, gläubige und nichtgläubige Menschen, werden verfolgt, deportiert und ermordet. In Sichtweite unserer Stadt sterben Menschen in Arbeitslagern auf grausam-erbarmungslose Weise. Hechingen, die damalige Kleinstadt mit 5000 Einwohnern, verlor im Ersten Weltkrieg 184 junge Männer, elf blieben verschollen. Im Zweiten Weltkrieg starben 393 Soldaten, 150 blieben vermisst.

Im Hechinger Gemeinderegister waren in den Jahren 1933 bis 1945 148 jüdische Menschen gemeldet. 64 flüchteten in fremde Länder, in der Dunkelheit des Wegsehens verstarben am Wohnort elf Menschen, zwei nahmen sich das Leben, 66 wurden verschleppt und ermordet. Lediglich fünf überlebten, versteckt und verborgen.

Nach dem 22. April 1945, dem Tag, als Hechingen besetzt wurde, zählte die französische Militärverwaltung draußen vor der Stadt, im oberen Zimmerbachtal, im Konzentrations- und Arbeitslager Bisingen, 1158 Tote.

„Tod fürs Vaterland“, so stand es in den Traueranzeigen der Soldaten und ist so ist noch immer auf vielen Denkmälern zu lesen. Den Tod der jüdischen Menschen, der Widerstandskämpfer, der nicht zur „Volksgemeinschaft“ gezählten, hat man lange verschwiegen und oft geleugnet. „Vaterland“, das antikisch-republikanische Ideal der Freiheitskriege des 18. und frühen 19. Jahrhunderts galt schon im Krieg von 1870 nicht mehr. Es war vom Raum zu Volk und Landschaft, zur staatlichen und am Ende mordenden Nation verkommen.

Und doch ist dies ein tröstendes Buch. Es zeugt von der gemeinsamen Trauer der deutsch-französischen Partnerstädte Joué-lès-Tours und Hechingen. Es zeugt von Rückkehr und Heimweh einstiger Hechinger Juden auf der Spurensuche  ihrer Vorfahren. Und es ist ein verpflichtendes Buch auf dem Weg zu einem Europa in Frieden und Gerechtigkeit: „Weil mein Bruder gefallen ist“. Helmut Kohl, als in Berlin die Mauer fiel.

Adolf Vees

DOCH UNS IST GEGEBEN; AUF KEINER Stätte zu ruhn.

Gedenken und Ansprachen zum Volkstrauertag 2007 bis 2021.

75 S., 42 Abb. ISBN 978-3-00-070407-9

€ 12,00